Axel Fischbacher Quintet
                
plays Charlie Parker

Axel Fischbacher über sein neues Projekt

und seine Verbindung zu

Charlie Parker.

 

 

 

„Five Birds“ ist das elfte Studio Album von Axel Fischbacher, aber es ist das erste Album auf dem sich der in Lübeck geborenen Jazzgitarrist, Komponist und Produzent vollständig dem Lebenswerk eines anderen Musiker widmet.

„Ich wälze dieses Projekt, ‘mein Charlie Parker Album‘, schon fast 20 Jahre. Ich habe es immer wieder verschoben, war noch nicht ‘ready‘ mich da heranzutrauen und herantrauen ist hier schon der richtige Ausdruck. Immerhin ist der Mann einer der Erfinder des BeBop und einer der legendärsten Virtuosen des Jazz überhaupt!“

Mit neue Band ging es ins Studio. Die Aufgabe war keine leichte, aber es schien als sei die Zeit für Axel Fischbachers „Five Birds“ gekommen:  „Es war eine fantastische Recordingsession. Es war wie ein Konzert. Wir haben gespielt, so lebendig, einfühlsam und energiegeladen, wie auf der Bühne. Es ist Charlie Parkers Musik, es ist aber auch unsere Musik!“

Nach den Aufnahmen war allen sofort klar: Die Musik von „Bird“ Charlie Parker gehört auf Vinyl. Nur so kann der authentische Sound entstehen und der authentischen Performance gerecht werden.

 

Aber warum überhaupt Charlie Parker! Warum der?

„Verfolgt hat mich der BeBop schon lange. Im Plattenschrank meiner Eltern gab es Jazz LPs von Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Chris Barber, Count Basie, Oscar Petersen, Dave Bruback, Benny Goodman. Charlie Parker war nicht dabei, aber der Name fiel oft, wenn über Musik gesprochen wurde und geisterte seitdem als ‘Geniegespenst‘ durch meinen Kopf, ohne, dass ich seine Musik kannte.

 

Später, als bereits ‘selbstbestimmter‘ Musikhörer von Creedence Clearwater Revival, Ten Years After, Santana, Emerson Lake and Palmer und vor allem berühmten Bluesgitarristen wie BB King, habe ich angefangen, intensiv Gitarre zu spielen. Die Suche nach anderen, neuen Klangwelten führte mich dann sehr schnell wieder zur Jazzmusik zurück. Herbie Hancock, John Scofield und Michael Brecker haben mein Leben verändert und das Studium dieser Musiker führt dann sehr schnell wieder zu Charlie Parker - alle Wege führen zu Charlie.

 

Also habe ich mir alle Aufnahmen und Noten besorgt und mich maniac-mäßig reingekniet und versucht, das alles zu verstehen. Das kreative Niveau Charlie Parkers und seiner Mitmusiker haben mich mit einem lebenslänglichen Motivationsschub versorgt und mir klar gemacht, wie sehr diese Stücke und Improvisationen alles in der Musik bis heute verändert und geprägt haben.

Alles, was wir zu ‘Contemporaryjazz‘ erklären, aber auch zahllose Elemente der Popmusik würde es ohne den Bebop heute gar nicht geben.“

 

Charlie Parker on Guitar

Kommen wir zur Umsetzung auf Fischbachers Instrument, der Gitarre:

„Natürlich gibt es das sogenannte Omnibook in dem viele Passagen aus Charlie Parkers Aufnahmen aufgeschrieben sind. Aber Vorsicht Leute! Hört euch erst die Aufnahmen an, bevor ihr damit arbeitet. Die Noten geben nicht einfach wieder, wie die Musik geklungen hat. Erst nach jahrelanger Beschäftigung kann man sich dieser Spielweise so annähern, dass sie überhaupt verständlich ist. Der Weg diese Altsaxophonmelodik auf der elektrischen Gitarre umzusetzen, ist dann aber noch mal sehr weit.

Meine Idee für dieses Album war es nicht, einfach die Themen und die Solos Charlie Parkers nachzuspielen, so als ob es ‘Malen nach Zahlen‘ wäre. Ich möchte den Spirit, der die tonale Sprache Charlie Parkers prägt auf der Gitarre wiedergeben und mich dabei wirklich improvisierend ausdrücken. Und das funktioniert. Interessant ist nämlich, wie nah die scheinbar komplizierte Charlie Parker Melodik oftmals am einfachen Blues ist und wie man große Teile der Parker-Themen und Improvisationen durchaus in übliche Bluespatterns auf der Gitarre einbauen kann.

 

Hierzu arbeite ich derzeit an einem Workshopkonzept für Rock- und Bluesgitarristen,

das einen neuen Approach beinhaltet, mit dem man sich als Gitarrist der Musik von Charlie Parker annähern kann oder mit interessanten Elementen aus Parkers Bebop seinen eigenen Sound bereichern kann. Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Stilen und Instrumenten als man bei oberflächlicher Betrachtung denken würde.

 

Wenn man ein bisschen frech denkt, die Zeit und die Person Charlie Parker in Betracht zieht, dann ist es nicht so abwegig sich vorzustellen, dass er, hätte er in den 70erJahren gelebt, vielleicht doch lieber Gitarrist geworden wäre. In Parkers Todesjahr, begann der Rock´n´Roll seinen Siegeszug. Charlie Parker und Elvis Presley waren eine Weile lang Zeitgenossen.“

 

Charlie Parker

„Ich habe mich natürlich auch sehr mit der Person Charlie Parker beschäftigt, die Biografien und die wenigen Interviews gelesen oder angehört (mittlerweile gibt es da ja Tondokumente). Ich habe gelesen was Mitmusiker und Frauen über ihn gesagt haben und was kluge Biographen über ihn denken. Das Bild von der Person Charlie Parker bleibt dennoch diffus. Und wahrscheinlich war er auch so: diffus.

 

In der allgemeinen Betrachtung wird außerdem oft ein ehrfürchtiger Geniekult betrieben. Genie und Wahnsinn und Drogensucht etc. - Künstlerromantik. Das ist natürlich biographisch schön ergiebig und gut verkäuflich. Andere haben sich sogar Ohren abgeschnitten...Das kann man alles zur Kenntnis nehmen und prima darüber philosophieren. Aber am Ende bleibt das wesentliche, die Musik. Charlie Parker hat zu bestimmten Zeiten seines Lebens 12 Stunden am Tag Saxophon geübt und an seiner Musik gearbeitet. Das stand nicht in der Zeitung.“

 

Gesprächskonzerte

Für das kommende Jahr arbeitet Axel Fischbacher gemeinsam mit seiner Band an ersten Gesprächskonzerten gemeinsam mit Wolfram Knauer, dem Chef des Darmstädter Jazzinstituts.

„Wolfram Knauer hat eine Charlie Parker Biografie veröffentlicht, die mich wirklich beeindruckt hat. Da wird jegliche verklärte Künstlerromantik weggelassen und wirklich versucht, der Person Charlie Parker und ihrer Musik auf die Spur zu kommen."

 

Die Musiker

Axel Fischbacher Quintet